• Fachveranstaltung zur Chance B Schulassistenz

    Die Chance B organisierte eine Fachveranstaltung zur Schulassistenz im Forum Kloster in Gleisdorf.

12.06.2024

Bildung für alle: Kinder stark begleiten

Seit 35 Jahren leitet die Chance B der Grundsatz „Gleiche Chancen für alle“ – und zwar von Kindheit an. Genauso lange gibt es daher auch die Chance B Schulassistenz: Kinder mit Unterstützungsbedarf werden im Schulalltag individuell begleitet, damit sie am Unterreicht teilhaben können. Um den gemeinsamen Austausch mit Beteiligten in der Schulassistenz zu fördern und somit den Fokus weiterhin auf eine qualitätsvolle Begleitung zu richten, lud die Chance B zur Fachveranstaltung „Bildung für alle: Kinder stark begleiten“ am 7. Juni 2024 ins Forum Kloster in Gleisdorf ein. Die Teilnehmenden brachten ihre Erfahrungen aus der täglichen Praxis ein und erhielten Impulse für ein gelingendes Zusammenwirken in der Schulassistenz.

Mit einleitenden Worten begrüßte Eva Skergeth-Lopič, Chance B Geschäftsführerin, die eingeladenen Gäste und verwies auf das 35-Jahre-Jubiläum der Schulassistenz: „Mit unserer Ausgestaltung der Assistenz leisten wir als Chance B einen großen Beitrag dafür, geeignete Rahmenbedingungen für alle Beteiligten im Schulwesen zu schaffen und Bildungschancen zu ermöglichen. Ein wesentlicher Bestandteil ist, die Menschen miteinander ins Gespräch zu bringen und mit dieser Veranstaltung setzen wir anlässlich 35 Jahre Chance B Schulassistenz einen Akzent dafür.“ Durch die weiteren Programmpunkte der Veranstaltung führte die Moderatorin Doris Rudlof-Garreis.

Ein starkes Netz

Zu Beginn sprach Kerstin Buchgraber, Leitung Chance B Kindergarten- und Schulassistenz, über das eigens entwickelte und in der Praxis bewährte Konzept für eine qualitätsvolle Begleitung von Schulkindern mit Unterstützungsbedarf. „Die Chance B ist stets darauf ausgerichtet, die Qualität der Schulassistenz weiterzuentwickeln. Das Zusammenwirken von Schulassistenz, den Schulen, den Gemeinden, in denen wir tätig sind, den Behörden und natürlich den Erziehungsberechtigten ist ausschlaggebend, um die betreuten Kinder bestmöglich und verlässlich begleiten zu können. Wir verfügen dafür über ein starkes Netz bestehend aus Regionalkoordinatorinnen, Assistent:innen, die großteils Fach- und Zusatzausbildungen haben, und der Leitung der Schulassistenz“, betonte Buchgraber.

Regionale Verankerung der Schulassistenz

Weiters hob Buchgraber das System der Regionalkoordination, das die Chance B Schulassistenz auszeichnet, hervor: „Dieses Konzept trägt zum Gelingen der Betreuung der Kinder in Schulen einen großen Teil bei. Wir haben in den einzelnen Regionen 19 Mitarbeiterinnen als Regionalkoordinatorinnen eingesetzt. Sie sind ein wichtiges Bindeglied zwischen den Assistent:innen, den Bildungseinrichtungen und der Leitung Schulassistenz. Bei Ausfällen haben wir so die Möglichkeit, innerhalb einer Region rasch zu reagieren, damit die Betreuung gewährleistet werden kann. Sie organisieren unter anderem Teambesprechungen, die für die eigene Reflexion der Arbeit sorgen und so die Qualität fördern. Sollte es schwierige Situationen im Alltag in der Schule geben, die eine rasche Lösung erfordern, sind unsere Koordinatorinnen sofort zu Stelle.“ Abschließend ging Buchgraber auf den gemeinsamen Fokus ein: „Mit der Schulassistenz begleiten und unterstützen wir Kinder im Schulalltag, damit sie am Unterricht teilhaben und den weiteren Bildungsweg – wo es möglich ist – gegebenenfalls selbständig beschreiten können. Dieses Ziel verfolgen wir seit 35 Jahren und wollen dies im kommenden Schuljahr 2024/25, aber auch in den nächsten Jahren weiterhin gemeinsam stark tun.“

Eine Schule für alle

Darauf folgte eine Gesprächsrunde über die Assistenz im Schulalltag aus unterschiedlichen Perspektiven. Ariane Königshofer ist Mutter eines 7-jährigen Sohnes, der Unterstützung durch eine Schulassistentin erhält, und selbst als Schulassistentin tätig. Sie erzählte vom ersten Treffen mit der Schulassistentin: „David konnte sie bereits in den Sommerferien beim Eis essen kennenlernen. Danach durfte er sich auch die Schule ansehen und mit der Lehrerin sprechen. Das hat ihn gut auf den Schuleinstieg vorbereitet.“ Über die Bedeutung des Zusammenwirkens ging Bernhard Braunstein, Direktor der Mittelschule Gleisdorf, ein: „Zum Gelingen einer Schule gehört es, dass alle, die im Schulsystem arbeiten, zusammenspielen. Es geht immer um unsere Kinder, die wir gemeinsam begleiten. Alle, die in der Betreuung durch die Schulassistenz involviert sind wissen, dass nach einem Rahmen und nach Zielen gearbeitet wird. Das macht die Begleitung gut für das Kind.“ Erika Fink, Chance B Schulassistentin und Regionalkoordinatorin, sagte darauf: „Schulassistent:innen können die betreuten Kinder im Unterricht dort abholen, wo sie gerade stehen.“ Um den Herausforderungen in der Begleitung gut begegnen zu können, biete die Chance B ein Fortbildungsprogramm an, das gerne genutzt werde. Königshofer meinte, dass Schulassistent:innen über Einfühlungsvermögen und Humor verfügen sollten.

Braunstein ging auf die Grenzen der Schulassistenz ein: „Lehrer:innen bringen pädagogisches Wissen mit, das sie im Rahmen der Ausbildung erwerben. Ich bin seit 25 Jahren im Schulsystem und sehr dankbar, dass es zusätzlich diese Form der Unterstützung gibt. Denn das Schulsystem hat in den letzten Jahren die Entwicklung etwas verschlafen. Inklusion ist ein gutes Schlagwort, aber inklusive Bildung braucht Mittel.“ Mit Blick darauf meinte Michael Longhino, Chance B Prokurist und Leiter der Abteilung „Innovation und Entwicklung“: „Es gab vor 10 Jahren den ersten Nationalen Aktionsplan Behinderung, der das Recht auf Bildung nach Artikel 24 UN-Behindertenrechtskonvention für alle in Umsetzung bringen sollte. Nach 10 Jahren ist jedoch eine gewisse Ernüchterung eingetreten. Es gibt inzwischen Studien, die zeigen, dass wir eher mehr Rückschritte in unserem Bildungssystem, gerade was die Bildung für alle betrifft, gemacht haben. Es ist notwendig, dass man dazu steht, dass Bildung etwas wert ist und die geeigneten Rahmenbedingungen schafft!“ Longhino fügte hinzu: „Es geht um die Zukunft unserer Kinder. Alle Kinder und Jugendlichen haben es sich verdient optimal begleitet zu werden. Dafür brauchen wir Bildungseinrichtungen, die lebendige Orte sind, die mit Ressourcen und Infrastruktur ausgestattet sind, die Möglichkeitsräume eröffnen und die genügend qualifiziertes, gut ausgebildetes Fachpersonal vor Ort haben. Wenn wir solche Rahmenbedingungen schaffen, haben wir uns im Bildungssystem insgesamt weiterentwickelt und können von einer Schule für alle sprechen.“

Vorbehalte, die manche Eltern gegenüber der Schulassistenz haben, könne Königshofer nicht teilen: „David hat viel an Selbstbewusstsein dazugewonnen und sich mithilfe der Schulassistenz und der Schulumgebung gut entwickelt. Wir sind als Eltern dankbar für die große Unterstützung und für uns ist es auch sehr beruhigend zu wissen, dass auf David eine Person wartet, wenn er in die Schule hineingeht.“

Auf offene Kommunikation setzen

Im zweiten Teil der Veranstaltung kamen die Teilnehmer:innen zu einem interaktiven Austausch in Kleingruppen zusammen. Dafür wurden ihnen praxisbezogene Fragen zur Diskussion gestellt. Für einen Schulassistenten war das Ergebnis daraus: „Wichtig ist die gute Kommunikation zwischen den Schulassistent:innen, den Lehrer:innen, aber auch den Eltern. Die Gesprächskanäle sollten immer offen sein.“

Humor einfließen lassen

Wie man mit einem Lächeln durch den Alltag gehen kann, zeigte Hannes Waldauer, Klinischer Psychologe und Gesundheitspsychologe, in seinem Vortrag über den positiven Effekt von Humor. „Wenn man herzhaft gelacht hat, erlebt man einen Entspannungseffekt wie nach dem Joggen. Lachen kann außerdem soziale Bindungen stärken und eine Form der Stressbewältigung sein“, so Waldauer. Um Humor zu fördern, sollte man sich mit dem eigenen Sinn für Humor beschäftigen und sich etwas Witziges heraussuchen, auf das man im Alltag zurückgreifen könne, wie beispielsweise ein lustiges Video auf Social Media. „Machen Sie eine Liste von Dingen, die Ihnen Spaß machen und tun Sie täglich zwei Dinge davon. Halten Sie aktiv nach Witzigem und Komischem Ausschau und verbringen Sie mehr Zeit in Gruppen, in denen gelacht wird“, empfahl Waldauer.

Abschließend ließen die Teilnehmer:innen die Fachveranstaltung mit anregenden Dialogen und inspirierenden Impulsen gemeinsam ausklingen.